Hartmann "verhört" seinen Autor

Kommissar Hartmann: Herr Willmann, kommen Sie rein, nehmen Sie Platz, einen Kaffee?

JRW: Nein danke. Wird’s lange dauern?

Kommissar Hartmann: Es kommt drauf an. 21.Juni 2012 - 9 Uhr 15 Beginn des Verhörs mit Jens R. Willmann, der zur Befragung hier erschienen ist. Gut stellen Sie sich bitte kurz vor.

JRW: Mein Name ist Jens R. Willmann, zu jung um in Rente zu gehen und zu alt, um noch im Sandkasten zu spielen. Nicht verheiratet, keine Kinder, dennoch glücklich … fast. Wohnhaft im schönen Schleswig Holstein. Nahe Kiel unweit der Ostsee.

Kommissar Hartmann: Ja die Ostsee, Ihre heimliche Geliebte, wie zu lesen ist. Okay, wann haben Sie mit dem Schreiben begonnen?

JRW: Versucht habe ich es mal im noch zarten Jugendalter, es aber allerdings schnell wieder verworfen, weil mir das TippEx zu teuer war. Dann aus einer Laune heraus fand ich den Weg 2001 wieder zurück an die Tastatur.

Kommissar Hartmann: Genauer?

JRW: Ich meine, ich war damals Single und hatte Langeweile und lernte eine Schriftstellerin kennen, die im Eichborn Verlag ihr Buch gerade veröffentlicht hatte. Da dachte ich, das kannst du auch. Ich schickte ihr ein paar Seiten und sie drängte mich, unbedingt weiterzuschreiben.

Kommissar Hartmann: Und war es einfach?

JRW: Überhaupt nicht, es dauerte ewig, da ich kein Ende fand. Es zog sich in die Länge … und es kam zum Teil ziemlicher Blödsinn dabei raus.

Kommissar Hartmann: Es war aber kein Krimi, wie ich den Unterlagen hier entnehme.

JRW: Stimmt, aber dass können Sie auch gar nicht wissen, schließlich erschienen Sie ja erst Ende 2002 auf meinem Bildschirm.

Kommissar Hartmann: Ja, ist mir bekannt, da komme ich auch gleich zu. Sie wohnten ja damals schon in Wuppertal, sind viel rumgekommen und liefen Gefahr nie sesshaft zu werden. Sind Sie nun endlich mal angekommen, hier in der Nähe von Kiel?

JRW: Ich denke ja. Obwohl … nein ich bleibe jetzt hier.

Kommissar Hartmann: Okay, Ende 2002 begannen Sie dann meine Person ins Leben zu rufen, und zu Papier zu bringen. Was war der Grund?

JRW: Stimmt, „Im Tal der Korruption“. Ja es gab halt einen Korruptionsfall, indem auch der damalige Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal verwickelt gewesen sein soll. So hauchte ich Ihnen Leben ein.

Kommissar Hartmann: Und gaben mir Ihren ersten Fall.

JRW: Ja, sonst gebe es Sie nicht, und wir würden hier nicht sitzen.

Kommissar Hartmann: Stimmt. Nun sitzen wir aber hier. Im eben erwähnten ersten Fall hängten Sie mir auch gleich einen korrupten Kollegen an, dem ich im vierten Fall „Schuldig!" noch mal begegnen sollte, warum?

JRW: Ich fand den damaligen Fall noch nicht ganz abgeschlossen und wollte einfach noch mal daran erinnern. Gute Idee oder nicht?

Kommissar Hartmann: Na ja. Der zweite Fall, „Der Kronzeuge“ wurde dann ja wieder aus einer Idee geboren, weil in Wuppertal Vorwürfe, gegen eine Wohnungsbaugesellschaft erhoben wurden. Damit basieren die ersten beiden Fälle auf einen realen Hintergrund. Der dritte Fall, ich dachte eigentlich mein Schlimmster, „Skrupellos und ohne Reue“ dagegen war frei erfunden. Ließen Sie da Ihrer Fantasy freien Lauf?

JRW: Ich denke, dass der dritte Fall durchaus realistisch hätte sein können. Es ist ja bekannt, das Kinder durch Misshandlungen umkommen, bedauerlicherweise. Und warum nicht mal was vielleicht Reales, halt so umsetzen?

Kommissar Hartmann: Aber mussten es gleich drei sein?

JRW: Wenn man den ganzen Fall betrachtet, ja. Da es sich ja um gekaufte Adoptivkinder aus dem Ausland handelte, doch war notwendig.

Kommissar Hartmann: Aber Ihnen war schon bewusst, dass dieser Fall noch lange an mir nagen würde?

JRW: Natürlich, spurlos geht das glaube ich an niemanden vorbei.

Kommissar Hartmann: Wobei Sie mir ja auch noch meinen ehemaligen Vorgesetzten präsentierten, der sich vor meinen Augen erschoss. Musste das sein?

JRW: Sicherlich hätte man es anders schreiben können, nur für mich war es indem Moment effektiver. Genau wie der Selbstmord dieser Frau am Ende des dritten Teils.

Kommissar Hartmann: Ja, da haben Sie mir ein schönes Ei ins Nest gelegt.

JRW: Nein, eine Leiche ins Büro …

Kommissar Hartmann: Wenn ich mich so betrachte, dann bin ich zwar glücklich verheiratet, habe ja nun zwei Kinder, eigentlich mal drei, dennoch lebe ich ziemlich ungesund. Rauche zu viel schlafe zu wenig und trinke zu viel Kaffee. Steckt in mir ein wenig von Ihnen?

JRW: Wenn man von der Ehe und den Kindern absieht, ja.

Kommissar Hartmann: Ziemlich ungesund.

JRW: Ich weiß.

Kommissar Hartmann: Aus dem vierten Fall wollen wir nicht so viel verraten, zwingen Sie mich psychisch völlig in die Knie, ganz dem Motto: „Wenn du glaubst unten angekommen zu sein, reicht dir einer noch eine Schaufel“.

JRW: Ja, da habe ich alles hineingepackt, was es so gab.

Kommissar Hartmann: Dieser dauerte auch ewig, bis er den Buchmarkt erreichte, warum?

JRW: Nun ja, begonnen hatte ich im Februar 2009, allerdings irgendwie kam mir etwas dazwischen, dass es nicht weiterging. Hinzu kam ja auch noch das Problem, dass ich irgendwann, nachdem dreiviertel des Manuskriptes fertig war, diesen verwarf und von vorne anfing.

Kommissar Hartmann: Hat Sie das geärgert?

JRW: Oh ja, und wie, aber es war nicht zu ändern. Ich kam nicht weiter, tja und da musste ich mir was Neues ausdenken.

Kommissar Hartmann: 2010 erschienen meine ersten Fälle ja noch einmal in der „Kommissar Hartmann Trilogie“, was hat Sie dazu veranlasst?

JRW: Ich sah, dass der letzte Fall „Skrupellos und ohne Reue“, 2005 erschienen war, da wollte ich den Hartmann eben noch mal in Erinnerung rufen, auch im Bezug auf den neuen Fall.

Kommissar Hartmann: Der ja dann Ende 2011 veröffentlicht wurde. Nun gut, gestern stellten Sie fest, dass Sie ihr erstes Buch 2002 veröffentlichten. Gleichzeitig aber auch, dass wir beide im kommenden Jahr Zehnjähriges bestehen feiern können. Bekomme ich einen neuen Fall?

JRW: Schwer zu sagen, ich habe im Moment viel zu tun. Aber nachdem ich Ihnen ja nun ein eigenes Zuhause geschaffen, und mehr Ruhe habe, schwirrt mir da schon ein Gedanke durch den Kopf.

Kommissar Hartmann: In der Nähe von Kiel wohne ich ja nun schon, was ist mit meiner Familie?

JRW: Nun ja, da es bereits kriselte, weiß ich nicht genau, was und wie es hier weitergeht.

Kommissar Hartmann: Also mal wieder ein Blick ins Ungewisse?

JRW: Ich denke schon.

Kommissar Hartmann: Gut Herr Willmann, dann habe ich vorerst keine weiteren Fragen. Sie halten sich aber bitte weiter zur Verfügung und ich hoffe auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.

JRW: Danke, das hoffe ich auch. Ach und äh, ist Ihnen aufgefallen. Wir haben weder einen Kaffee getrunken noch haben Sie geraucht.

Kommissar Hartmann: Das hole ich jetzt nach.

JRW: Dachte ich mir. Grüßen Sie Ihre Frau, wenn Sie mit ihr sprechen und noch einen schönen Tag.

Kommissar Hartmann: Danke, Ihnen auch. Ende des Verhörs 10 Uhr 19.

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